Aus meinem Gästebuch...
Anmutige Schlankheit und durchscheinende Leichtigkeit - die Skulpturen der Wittener Regine Bergmann sind meist Torsi aus Speckstein, Alabaster oder Holz, die einen starken ästhetischen Reiz ausüben. Sie ziehen nicht nur den Blick an, sondern auch die Hände, die das Material sofort berühren und die Form erkunden wollen.

Dabei begibt sich die Künstlerin erst selber in die Hand des rohen Steines und Holzes:
Maserungen und Zeichnungen, aber auch Risse und Bruchstellen des Materials regen die Form der Skulpturen an. Legt sie dann als Bildhauerin Hand an das Material, versucht sie sein Eigenleben zu entdecken, ohne sich von den Reizen der vielfarbigen Steine verführen zu lassen. Klare und gegenständliche, dennoch abstrahierende Formen zeichnen ihre Skulpturen aus.

So sucht sie auch in den "Torsi" nach der Balance zwischen der Form des Materials und der eigenen Formgebung.
Warum gerade Torsi? Der unbearbeitete Stein ist in erster Linie selber ein Bruchstück. Bei Regine Bergmann wird er zu einem Bruchstück des menschlichen Körpers: dem Torso.
Dieses Motiv des Fragments und des Bruchs führt sie auch formal konsequent durch, indem sie die Bruchstellen des Steines teils glättet, teils unbearbeitet läßt. Meist findet sich beides in einem Torso, so daß eine Spannung zwischen Perfektion und Rohheit, zwischen Glätte und Riß entsteht.

Als einzig weibliche und ganzfigurige Skulptur steht die "Liegende"(1997) im Mittelpunkt der Ausstellung. Sie besteht aus Ton, der in japanischer Raku-Technik gebrannt wurde und deshalb durch seine metallisch glänzende und trotzdem aufgerauhte Oberflächenstruktur auffällt. Doch auch hier ist der Körper durch drei Schnitte fragmentiert und verbindet sich damit wieder mit den Torsi.

Alma-Elisa Kittner, Kunsthistorikerin


Die einundzwanzig hier (Bukarest) ausgestellten Skulpturen könnte man als eine dem Menschen dargebrachte Huldigung, als einen dessen Schönheit und Vollkommenheit gewidmeten Hymnus definieren.
Regine Bergmann hat ihre künstlerische Vokation ziemlich spät entdeckt, dabei hat sie die strengen Grundsätze auf sich genommen, die ein authentisches Kunstschaffen beansprucht.
Die meisten Werke der deutschen Bildhauerin sind in der Tat Torsi, die einem starken Sublimierungs- und Essentialisierungsverfahren unterzogen sind.
Ihre Skulpturen zeichnen sich durch Geschmeidigkeit, durch jenes Unaussprechliche aus, die nur echte Kunstwerke ausstrahlen.
davon zeugt auch die Ausstellung, die Anfang Juni d.J. im Bukarester "Friedrich Schille"-Kulturhaus eröffnet wurde.

Nicolae Penes in Revista de educatie si cultura 2/1997 Bukarest


Dem Stein sein Eigenleben zu lassen, das Charakteristische hervorzuheben und in Einklang mit einfachen, das Material nicht erdrückenden äußeren Formen zu bringen, macht das subtile bildhauerische Schaffen von regine Bergmann aus. Die Serien der schlanken Torsi lenken das Auge weg vom Äußeren zum freigelegten inneren Reichtum des Steines selber.
Sie kann die Schönheit der Steine zeigen, indem sie die Formen auf das Wesentliche beschränkt.

Imke Oelbermann, Kunsthistorikerin, Bochum

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